Nach spannendem Kampf gelang der ersten Mannschaft am Sonntag ein knapper Sieg bei Königsspringer Braunschweig. Hier folgt der subjektive Erlebnisbericht aus Sicht des zweiten Brettes:

Sonntagmorgen, und es geht nach Braunschweig zu Königsspringer. Irgendwie spielen wir immer bei denen, und die nie bei uns. Aber sei’s drum, die spielen in einem gemütlichen Hinterzimmer eines Sportheims, und der Kaffee ist gut. Und das ist für mich am Sonntagmorgen das Wichtigste.

Also stehe ich morgens um 9 vor meinem Carport und warte auf Mo und Alex. Die beiden wollten mich um „kurz nach neun“ auflesen, aber irgendwie ist niemand da. Ah, eine WhatsApp-Nachricht. Sehr knapp gehalten: „9:13“. Da hat wohl jemand zu lange gefrühstückt, Nur kein Stress, es ist ja Sonntagmorgen.

So um 9:20 sind die beiden dann da. So langsam könnte es ein wenig knapp werden mit dem pünktlichen Erscheinen in Spiellokal, zumal wir noch kurz beim Braunschweiger Bahnhof vorbeischauen und Julius auflesen müssen. Aber wir sind ganz entspannt, auch wenn Mos Navi sich in der Hildesheimer Börde nicht sonderlich gut auszukennen scheint, und Mo dessen Richtungsangaben auch noch bisweilen ignoriert. Irgendwann haben wir dann die Autobahn gefunden, und sind auch am Bahnhof in Braunschweig angekommen. Julius wartet natürlich am anderen Ende des Bahnhofs, aber auch das ist schnell geklärt. Und trotz einer beeindruckenden roten Welle bis zum Spiellokal sind wir um Punkt 10:00 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Sportheim. Unterwegs haben wir noch Jörn überholt, der um 10:01 Uhr zu uns stößt. Was sind wir wieder pünktlich!

Die Braunschweiger scheinen auch eher überrascht zu sein, dass wir schon da sind. Schnell wird sich begrüßt, die Aufstellungen auf die Spielberichtskarte gepinselt (offenbar kann ich keine für andere Leute lesbaren „e“ schreiben), und schon geht es los. An Brett 1 fehlt noch der Gegner von Alex, aber sonst sind alle da. Und am Tresen gibt es auch den Pott mit dem guten Kaffee, erweitert um eine Schokowaffel. Perfekt!

An Brett 2 spielt mein Gegner einen königsindischen Aufbau, ich fianchettiere meinen Damenläufer, und wir tun uns erstmal nicht weiter weh. Nach eine Stunde stellt auf einmal der Mannschaftsführer der Braunschweiger die Uhr an Brett 1 ab, Alex‘ Gegner ist tatsächlich nicht mehr gekommen. Prima, mit einem 1:0 im Rücken spielt es sich gleich viel entspannter. Mein Gegner und ich tauschen die Zentrumsbauern und noch ein paar Figuren ab, und als auch die Damen vom Brett verschwunden sind, biete ich mal probehalber ein Remis an. Mein Gegner scheint nicht abgeneigt zu sein, schaut aber erstmal auf die übrigen Stellungen und spielt dann weiter. Wenig später wird das 2:0 vermeldet, Julius hat an Brett 6 die Stellung seines Gegners erfolgreich demontiert. Das erklärt den plötzlichen Kampfeswillen meines Gegners.

Als Nächstes wird ein Remis von Brett 5 vermeldet, Jörn hat nichts Anbrennen lassen. Soweit alles gut, doch zwei Partien ziehen bei einem Rundgang mein Interesse magsich auf sich. An Brett 8 steht Ralf mit dem Rücken zur Wand, sein Gegner greit mit allem, was er hat, Ralfs Rochadestellung an, und Ralf hält hartnäckig die Einzelteile seiner Verteidigung zusammen. Nichts für schwache Nerven. Und an Brett 3 spielt Mo mal wieder eine Eröffnungsvariante der Marke „In-welcher-Datenbank-aus-dem-Darknet-hast-Du-den-Kram-denn-gefunden?“. Na gut, Mo sitzt ja direkt neben mir, für den Genuß dieser Partie mußte ich nicht aufstehen. Mal wieder harter Tobak, aber im Laufe der Saison gewöhnt mich sich so an Einiges.

Dann gewinnt Ralf seine Partie. Sein Gegner hatte geopfert, aber der Angriff kam nicht durch, und dann hat er halt aufgegeben. Ralf ist immer noch die Ruhe selbst, ein Mann mit stahlharten Nerven. 3,5 zu 0,5 für uns, die Sache sollte jetzt doch keine Probleme mehr bereiten, oder?

Doch nun kommen unsere Sorgenkinder. An Brett 4 mußte Markus eingestehen, dass sein Gegner heute besser war (ich hatte gar nicht so recht mitbekommen, weshalb eigentlich). Und an Brett 3 bewies Mos Gegner, dass seltsame Eröffnungen nicht immer gut sind, und konterte Mo gnadenlos aus.

Nun steht es nur noch 3,5 zu 2,5, und sowohl Leo als auch ich haben leicht defensivere, aber haltbare Leichtfigurenendspiele auf dem Brett. Es geht über die erste Zeitkontrolle, und die Lage klärt sich immer noch nicht. Irgendwann gibt Leos Gegner die Gewinnversuche auf und willigt ins Remis ein. Und nun interessieren sich auf einmal alle für die langweilige Partie an Brett 2.

Hier die kritische Stellung. Einfach Remis gehalten hätte nun 49. … Sf3, sagt Stockfish. Aber der saß nicht am Brett, und wir spielten wie folgt:

Hätte Weiß im 52. Zug den Springer nicht nach h5, sondern nach e8 gezogen, wäre es noch einmal spannend geworden, und Stockfish gewinnt das dann auch für Weiß. Aber wie gesagt, sowohl die Braunschweiger als auch wir hatten nur Menschen dabei. So gab es ein allseits verdientes Remis und den knappen 4,5 : 3,5 Sieg für uns.

Abgeschlossen wirde der Nachmittag dann in einem griechischen Imbiss, in dem wir alle Variationen des Pita durchprobieren. Und nach einer erneuten Odyssey durch die Hildesheimer Börde bin ich dann irgendwann auch wieder zuhause. Hoffentlich hat sich Mo auf dem Weg nach Hildesheim nicht noch verfahren.

Martin S.